BÜRSTADT/LAMPERTHEIM – Das Motto der Spargelwanderung entlang der Felder zwischen Lampertheim ab Vogelpark und Bürstadt ab Boxheimerhof heißt „Spargel, Wein und Kultur“, ein Versprechen, das wieder einmal übertroffen wurde. Denn den 30.000 Besuchern, so lautet die vorläufige offizielle Schätzung, wird noch viel mehr geboten – ein Vergnügen unter freiem Himmel als fröhliches Volksfest mit Bewegungsmöglichkeiten auf Feldwegen über viereinhalb Kilometer zu 24 Stationen – mit doppeltem Vergnügen wer zum Ausgangspunkt zurückwanderte. Unzählige Spiel- und Lernangebote für Kinder lockten, entspannte Stunden ließen sich auf einer Picknickdecke mit Blick auf die Spielwiesen und Musikbühnen genießen, unter den Füßen überall wunderbar weicher Rasen. Für die bequeme Anreise und Abreise sorgten die großen Shuttlebusse. Das warme und sonnige Frühlingswetter, das auch dem Spargel und den Erdbeeren gefällt, hatte viele Besucher motiviert auf den Fahrradsattel zu steigen – die Fahrradparkplätze waren voll. Besucherscharen kamen schon frühzeitig vor zehn Uhr und durchschritten auf Lampertheimer Seite das Tor mit dem Willkommens-Banner. Von hier aus machte sich auch der Tross mit Bürgermeister Gottfried Störmer Richtung Hauptbühne auf den Weg, mit Abstechern zum Gespräch an den Ständen am Wegrand. Der appetitliche Duft ließ viele Wanderer erstmal den Stand mit der Metzgerbratwurst vom Grill ansteuern, von Interesse war auch die informative Stellwand über Geschichte, Anbau und Ernte des Spargels, an dem Marita Billau für Gespräche bereitstand. Kein Jahr ist wie das andere: In der weiten Ebene zwischen Lampertheim und Bürstadt wechselt sich der Spargelanbau in der Fruchtfolge mit anderem Gemüse, Kräutern und Rollrasen ab – jedes Jahr haben die Besucher daher ein anderes Bild vor Augen, eine schöne Abwechslung. Infotafeln des Kräuterlehrpfads erklärten, was da wächst, zum Beispiel Möhren, Knoblauch, krause Petersilie, Schnittlauch und Kartoffeln.
Foto: Hannelore Nowacki
Aber was haben die schmalen Erdbalken zu bedeuten? Bürgermeister Störmer wusste spontan: Hier wachsen Kartoffeln, nicht der weiße Spargel, der viel größere Erdbalken braucht. Eine riesige Spielwiese teilten sich die Lampertheimer Jugendförderung und die Jugendfeuerwehr mit Spaß- und Bewegungsangeboten, viel Platz für ihre Spaßturniere hatten auch die Frisbeescheiben-Sportler: Auf Einladung des Lampertheimer Vereins Flugscheibensport nahmen Teams aus Heppenheim, Mainz, Speyer und anderen Städten teil, die sich gerne lustige Namen geben - die Marburger nennen sich „Hässliche Uni-Ferkel“, die Saarbrücker heißen „Oma Dörtes Funkuchen“. Beim THW konnten sich Besucher am 20 Kilo schweren Spreizer und an der 15 Kilo wiegenden Schere erproben, beide packen im Ernstfall mit Druck von 700 bar zu. Selbst die jüngsten Besucher wagten sich beim Bürstädter Deutschen Roten Kreuz an den Dummy zur Wiederbelebung. Unendlich erschienen die Erlebnisangebote für jedes Alter entlang der Wanderstrecke. Eine Riesenparty feierten die Besucher auf der Wiese nicht weit vom Boxheimerhof mit Live-Musik von „Bollwerk“, Kinderprogramm und allerlei kulinarischen Angeboten.
Foto: Hannelore Nowacki
Was an der Hauptbühne und an der Grenze los war
Die Bürstädter Bürgermeisterin Barbara Schader hatte mit Landrat Christian Engelhardt am ökumenischen Gottesdienst in der Wendelinuskapelle auf dem Boxheimerhof teilgenommen, danach war Treffpunkt am symbolischen Schlagbaum auf der Gemarkungsgrenze zum Fototermin, zu dem auch der hessische Innenminister Roman Poseck als Ehrengast eingetroffen war. Als gekrönte Häupter waren Spargelkönigin Julia II., die Bürstädter Sonnenbotschafterin Charlotte I. und die Gebietsweinkönigin der hessischen Bergstraße Katja Simon gekommen, die mit MIL-Walking-Band spendete musikalischen Schwung. Mit 24 verschiedenen Buttons, Flaschenöffnern und Magneten machte der Bürstädter Karnevalverein „Sackschdoahogger“ beim Grenzübertritt Werbung für die Spargelwanderung und für Spenden. Der Verkaufserlös geht zur Hälfte in den Spendentopf für die Anschaffung einer Rikscha in Bürstadt, die andere Hälfte kommt der Jugendförderung der Stadt Lampertheim zugute. Minister Poseck hatte sich diplomatisch für den Button mit beiden Stadtwappen entschieden, Schader und Störmer bekannten sich zu ihrer jeweiligen Heimatstadt. Vor großer Zuschauerrunde an der Hauptbühne bekundete Innenminister Poseck wenig später seine Begeisterung für die Spargelwanderung, die für Zusammenhalt, Gemeinschaft und Fröhlichsein stehe. „Das ist ein schöner Termin mit einer tollen Atmosphäre“. Als bekennender Spargelfreund ist das feine Gemüse für Poseck ein besonderer kulinarischer Genuss. Daher später auch ein Genuss-Aufenthalt bei Gemüsebauer Schmidt, die Plätze für Gastgeber und Gäste waren reserviert. Poseck lobte die Zusammenarbeit der beiden Städte, die Grenze sei nicht wirklich eine Grenze, stellte er fest. Mit Blick auf die Sicherheitslage und Maßnahmen mit Augenmaß betonte Poseck, dass „wir uns das Feiern und Fröhlichsein nicht verderben lassen“.
Foto: Hannelore Nowacki
Aus der Hand der Spargelkönigin erhielt der Innenminister im Namen des Bürgermeisters und der Stadt Lampertheim ein stattliches Spargelgeschenk samt Spargelente Johanna. Bürgermeisterin Schader lud ein zum genussvollen Feiern. Landrat Engelhardt, der seit Beginn seiner Amtszeit auch Schirmherr der Spargelwanderung ist, gab einen Rückblick auf die Geschichte dieser erfolgreichen Veranstaltung, die beide Städte verbindet und dank des Einsatzes von Bürgermeister Störmer und Bürgermeisterin Schader vor Jahren nahtlos weitergeführt wurde. Bei Bratwurst, Pommes und anderen Angeboten hörten die Zuschauer an der Hauptbühne fetzige Rockmusik. Ein paar Schritte weiter wurde die Schlange am Glücksrad beim Hauptsponsor GGEW nicht kleiner. Auf dem Feldweg strömten die Besucher in beiden Richtungen vorbei, nicht selten mit einem Weinglas auf Wanderschaft, der Bergsträßer Wein funkelte in der Sonne.
Hannelore Nowacki
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